OA Dr. Albert Handlbauer

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie


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Hüftdysplasie, Hüftgelenksluxation

Was ist das?


Eine zumeist angeborene Wachstumsstörung des Hüftgelenkes, welche zu einer verminderten Überdachung des Hüftkopfes durch die Hüftgelenkspfanne (Acetabulum) führt.
Bei der am stärksten ausgeprägten Form der Hüftdysplasie kommt es zur sog. Hüftgelenksluxation, dh.: die Gelenkspfanne ist so schlecht ausgebildet, dass der Hüftkopf aus dem Gelenk herausgleitet.

Die Früherkennung einer Hüftdysplasie ist von höchster Relevanz, um Spätfolgen zu vermeiden.

Wie kommt es dazu?

Die Ursache für die angeborene Hüftdysplasie ist unbekannt.
Genetische,- und hormonelle Faktoren sowie Umwelteinflüsse können das Risiko einer Hüftdysplasie erhöhen.
Beispielsweise steigt das Risiko für eine Hüftdysplasie bei Steißlage oder einer reduzierten Fruchtwassermenge in der Schwangerschaft.
Mädchen sind ca. 4 x häufiger betroffen als Buben.

Hüftultraschall (Hüftsonographie)

Neben der klinischen Untersuchung ist der Neugeborenen-Hüftultraschall die Methode der Wahl, um eine Hüftdysplasie erkennen und rechtzeitig behandeln zu können.

Wie im Mutter-Kind-Pass vorgesehen, wird der Hüftultraschall zweimal durchgeführt.
Das erste Mal in der 1. Lebenswoche und das zweite Mal in der
6. bis 8. Lebenswoche.
(Die Kinderorthopädische Mutter-Kind-Pass-Untersuchung findet in der 4. bis 7. Lebenswoche statt und kann mit dem zweiten Hüftultraschall gemeinsam durchgeführt werden).

Behandlung

Der Schweregrad der Hüftdysplasie kann durch die Ultraschallmethode nach R. Graf genau klassifiziert werden.
Eine unreife, nicht behandlungsbedürftige Hüfte muss dabei von einer behandlungsbedürftigen Hüftdysplasie abgegrenzt werden.

Die exakte Durchführung des Ultraschalls und die genaue
Kenntnis der unterschiedlichen Therapiemethoden sind für ein gutes Behandlungsergebnis unverzichtbar.

Eine Hüftdysplasie kann sehr effektiv mittels Bandagen oder Schienen behandelt werden (zB.: Pavlik-Bandagen, Tübinger-Schiene, Coxaflex,…)

Ein möglichst frühzeitiger Beginn der Therapie ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig, um das Wachstumspotential des Neugeborenen bestmöglich auszunutzen und um Langzeitschäden zu vermeiden.

Im Fall einer Hüftgelenksluxation ist es unter Umständen notwendig, mit Hilfe einer Extensionsbehandlung (Overheadextension) oder eines Becken-Bein-Gipses (Fettweis-Gips) den Hüftkopf an die gewünschte Position in der Hüftpfanne zu bringen und dort zu halten.

In seltenen Fällen kann es, trotz aller oben beschrieben Maßnahmen, erforderlich sein, den luxierten (ausgerenkten) Hüftkopf, chirurgisch mittels offener Reposition wieder an die richtige Stelle zu bringen.

Spätfolgen

Eine Nicht- bzw. Späterkennung der Hüftdysplasie hat oft einen chirurgischen Eingriff zur Folge.
Dabei wird die Hüftgelenksüberdachung durch die Gelenkspfanne wiederhergestellt.

Je nach Alter und Ausprägung gibt es verschieden Operationsmethoden:

• offene Hüftgelenksreposition
• Pfannendachplastik nach Pemberton oder Dega
• Beckenosteotomie nach Salter
• Tripleosteotomie
• intertrochantäre Varisationsosteotomie
• Periacetabuläre Osteotomie (PAO) nach Ganz
• usw.

Wird die Hüftdysplasie nicht oder ungenügend behandelt, führt das im späteren Leben zu einer verstärkten Hüftgelenksabnützung.
Diese ist mit Schmerzen, Bewegungseinschränkung und gegebenenfalls dem frühzeitigen Bedarf einer Hüftgelenkstotalendoprothese verbunden.


Morbus Perthes

Was ist das?

Beim Morbus Perthes kommt es, aus bislang ungeklärter Ursache, zu einer Durchblutungsstörung des Hüftkopfes.
Das führt zum Absterben von einem Teil des Hüftkopfes (Epiphyse), welcher sich später wieder neu aufbaut.
Diese Erkrankung tritt vor allem zwischen dem 4. und 11. Lebensjahr auf.

Klassifikation:

Je nachdem wie groß die Femurkopfnekrose (abgestorbener Anteil des Hüftkopfes) ausfällt, wird die Erkrankung anhand verschiedener Klassifikationssysteme (Salter, Herring,…) unterteilt.
Der Morbus Perthes verläuft in 4 Stadien über einen Zeitraum von ca. 2 bis 4 Jahren.

1. Kondensationstadium
2. Fragmentationsstadium
3. Reparationsstadium
4. Endstadium

Es gibt verschiedene Faktoren, welche den Verlauf der Erkrankung beeinflussen:

• Alter beim Erkrankungsbeginn – je jünger der Patient, desto günstiger
• Auftreten von sog. „head at risk signs“ im Röntgen – je mehr, desto ungünstiger
• Ausmaß der Femurkopfbeteiligung – je größer, desto ungünstiger

Behandlung

Grundsätzlich verfolgt die Behandlung 2 wesentliche Ziele:

1. Verbesserung der Hüftgelenksbeweglichkeit
- Physiotherapie
- Abspreizbehandlung (Abduktion) der Hüfte mittel Schienen
- Schwächung der Adduktoren durch Injektion von Botulinumtoxin
- chirurgische Verlängerung der Adduktoren

2. Verbesserung der Hüftgelenksüberdachung („Containment“)
- Beckenosteotomie nach Salter
- intertrochantäre Varisationsosteotomie (zentriert den Hüftkopf)

Je nach Gelenksbeweglichkeit, Röntgenbefund und Alter des Patienten, kommen unterschiedliche Behandlungsmethoden zum Einsatz.

Eine zu starke Belastung des Hüftgelenks sollte beim Morbus Perthes grundsätzlich vermieden werden.

Der Verlauf der Erkrankung muss durch regelmäßige klinische und radiologische fachärztliche Kontrollen genau verfolgt werden um die richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt beginnen zu können.


Epiphyseolysis capitis femoris („Hüftkopfabrutsch“)

Was ist das?

Die Ablösung und in weiterer Folge der Abrutsch des gelenksbildenden Femurkopfanteils (Epiphyse).
Die Erkrankung tritt vor allem im pubertären Wachstumsschub auf und betrifft oft sportlich sehr aktive oder übergewichtige Jugendliche.

Der Beginn der Beschwerden kann plötzlich oder schleichend eintreten.
Die Schmerzen sind dabei häufig nicht nur im Hüftbereich lokalisiert, sondern strahlen auch in Oberschenkel und Knie aus.
Typisch ist ein hinkendes, mit dem Fuß nach außen gedrehtes Gangbild.

Behandlung

Nach Diagnosestellung der Epiphysenlösung im Röntgen (immer in beiden Ebenen!) ist eine chirurgische Fixierung der abgerutschten Hüftkopfepiphyse durchzuführen.
Da die Erkrankung in ca. 50% der Fälle beidseitig auftritt, ist meist eine beidseitige Fixierung notwendig.


Coxitis fugax („Hüftschnupfen“)

Was ist das?

Beim „Hüftschnupfen“ handelt es sich um einen Gelenkserguss (Flüssigkeitsansammlung im Hüftgelenk), der meist im Rahmen eines viralen Infektes der oberen Luftwege oder des Magen-Darm-Traktes auftritt.

Der Hüftschnupfen ist eine relativ häufige Erkrankung des Kindesalters und kann gelegentlich auch rezividieren (erneut auftreten).

Behandlung

Der „Hüftschnupfen“ ist streng genommen keine eigene Erkrankung sondern ein Symptom eines bereits wieder abgeklungenen viralen Infektes.

Die wesentlichen Maßnahmen bei der Behandlung sind:

• Abklärung mittels Ultraschall und Entzündungslabor
• Schonung
• entzündungshemmende, schmerzstillende Medikamente

Es ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig andere Hüfterkrankungen (zB.: die septische Coxitis oder den Morbus Perthes) vom harmlosen „Hüftschnupfen“ abzugrenzen.


Säuglings-Hüft-Ultraschall

Der Säuglings-Hüft-Ultraschall wird als Screeningmethode (systematische Untersuchung) zur Früherkennung der Hüftgelenksdysplasie (Wachstumsstörung des Hüftgelenkes) durchgeführt.

Zeitpunkt des Hüft-Ultraschalls:

Dieser wird, so wie im Mutter-Kind-Pass vorgesehen, zweimal durchgeführt.
Das erste Mal in der 1. Lebenswoche und das zweite Mal in der
6. bis 8. Lebenswoche.

(Die Kinderorthopädische Mutter-Kind-Pass-Untersuchung findet in der 4. bis 7. Lebenswoche statt und kann mit dem zweiten Hüftultraschall gemeinsam durchgeführt werden).

Spätfolgen

Wird die Hüftdysplasie nicht oder zu spät erkannt, kann das die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffes zur Folge haben.
Dabei wird die Hüftgelenksüberdachung durch die Gelenkspfanne wiederhergestellt.

Je nach Alter und Ausprägung gibt es verschiedene Operationsmethoden:

• offene Hüftgelenksreposition
• Pfannendachplastik nach Pemberton oder Dega
• Beckenosteotomie nach Salter
• Tripleosteotomie
• intertrochantäre Varisationsosteotomie
• periacetabuläre Osteotomie (PAO) nach Ganz
• usw.

Wird die Hüftdysplasie nicht oder ungenügend behandelt, führt das im späteren Leben zu einer verstärkten Hüftgelenksabnützung.
Diese ist mit Schmerzen, Bewegungseinschränkung und gegebenenfalls dem frühzeitigen Bedarf einer Hüftgelenkstotalendoprothese verbunden.