OA Dr. Albert Handlbauer

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie


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Weitere Kinderorthopädische Krankheitsbilder

Wachstumsschmerzen


Was ist das?

s Wachstumsschmerzen sind vorübergehende Schmerzen des Bewegungsapparates, welche häufig nachts auftreten.

In den meisten Fällen sind beide Kniegelenke, sowie die Ober-, und Unterschenkel betroffen.

Wachstumsschmerzen sind kein eigenes Krankheitsbild, sondern eine sog. Ausschlussdiagnose, dh.: es müssen vorher alle anderen Möglichkeiten der Schmerzursache ausgeschlossen werden.

Wie kommt es dazu?

Die genaue Ursache ist unbekannt.
Wachstum ist prinzipiell nicht schmerzhaft.
Da die Beschwerden oft nach körperlicher Aktivität auftreten, wird unter anderem Überbelastung als eine mögliche Ursache angenommen.

Typische Merkmale der Wachstumsschmerzen:

• beidseitiges Auftreten bzw. abwechselnd links und rechts
• hauptsächlich sind die Beine betroffen (meist die Kniegelenke, Oberschenkel oder Unterschenkel)
• die Schmerzen sind nicht genau lokalisierbar und können wandern
• die Beschwerden sind zeitlich begrenzt und treten nur in Ruhe und nicht bei Belastung auf
• verursacht nur eine Stelle auf derselben Seite Beschwerden, sind es wahrscheinlich keine Wachstumsschmerzen

Behandlung

Sollten sanfte Massagen, Wärme und Zuwendung nicht ausreichen, können vorübergehend Schmerzmittel (Paracetamol, Ibuporfen) angewendet werden.

Erst wenn andere Schmerzursachen ausgeschlossen wurden, kann die Diagnose „Wachstumsschmerzen“ gestellt werden.

Sollte ein Zweifel bestehen, ob es sich „nur“ um Wachstumsschmerzen handelt, ist eine fachärztliche Begutachtung dringend anzuraten.
Es ist ausgesprochen wichtig, dass ernsthafte kinderorthopädische Krankheitsbilder (Tumor, Osteomyelitis, Kindliches Rheuma,…) frühzeitig erkannt und behandelt werden!

Schiefhals (muskulärer Schiefhals, Torticollis)

Was ist das?

Der muskuläre Schiefhals entsteht durch eine angeborene Verkürzung des Halswendermuskels (Musculus sternocleidomastoidesus).

Der Kopf wird dabei zur verkürzten Seite hin geneigt und zur Gegenseite verdreht (im Unterschied zum sog. rheumatischen Schiefhals).

Wenn der Schiefhals über lange Zeit besteht, kann es zu einer Gesichtsasymmetrie kommen.

Behandlung

Vor der Behandlung des Schiefhalses müssen andere Ursachen differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden:

• Fehlbildungen der Halswirbelsäule (Klippel-Feil-Syndrom)
• einseitige Schwerhörigkeit
• Sehprobleme
• Infekte
• Neurologische Krankheitsbilder

Konservative (nicht chirurgisch) Behandlung:

Eine schonende, physiotherapeutische Dehnung der verkürzten Halsmuskulatur ist besonders im ersten Lebensjahr wichtig, da in diesem Zeitraum eine gute Prognose für den Therapieerfolg besteht.

Von chirotherapeutischen Manipulationen der Halswirbelsäule sei an dieser Stelle eindringlich gewarnt.

Chirurgische Behandlung:

Je älter der Patient ist, desto weniger Erfolgsaussichten hat eine rein physiotherapeutische Behandlung.
Problematisch sind Phasen mit besonders starkem Wachstum, da hier das Ungleichgewicht zwischen Knochenwachstum und Muskellänge besonders unausgewogen ist.

Bei der Operation wird sowohl der Muskelursprung (Os mastoideum) als auch der Muskelansatz (Brustbein und Schlüsselbein) abgelöst, um das Risiko eines Rezidivs (Wiederkehr der Erkrankung) möglichst niedrig zu halten.
Nach der Operation muss eine asymmetrische Halskrawatte getragen werden und eine intensive Physiotherapie durchgeführt werden.

Kindliches Rheuma (juvenile idiopathische Arthritis)

Was ist das?

Kindliches Rheuma ist eine chronisch entzündliche Gelenkserkrankung des Kindes-, und Jugendalters, welche zu den Autoimmunerkrankungen zählt.

Die genaue Ursache ist bislang unbekannt.
In der Einteilung wird, je nach Krankheitsverlauf und Symptomen, eine Vielzahl unterschiedlicher Arten von Kindlichem Rheuma differenziert.
Es kann ein Gelenk (oligoartikuläre Form), mehrere Gelenke (polyartikuläre Form) oder der ganze Körper (systemische Form) betroffen sein.

Symptome

• Gelenksentzündung (Schmerzen, Schwellung, Überwärmung)
• Morgensteifigkeit und Bewegungseinschränkung nach Inaktivität
• Chronische Gelenksergüsse (Flüssigkeitsansammlung im Gelenk)
• Fieber, Hautausschlag, Augenentzündung (Iridozyklitis) bei der
systemischen Form
• usw.

Behandlung

Die Früherkennung spielt beim Kindlichen Rheuma eine besonders wichtige Rolle, um der Gelenkszerstörung möglichst rasch entgegenwirken zu können.

• Physiotherapie und regelmäßige sportliche Betätigung zur Vorbeugung gegen Gelenksversteifung und Muskelverkürzungen.

• Medikamentöse Einstellung mit NSAR, Glukokortikoide, Basistherapeutika und Biologika

• Operative Behandlung: Synovektomie (Entfernung der Innenschicht der Gelenkskapsel), Muskel-, und Sehnenverlängerungen, Gelenksstreckung und Mobilisation, Gelenksversteifungen, Gelenksersatz, usw.

Eine Zusammenarbeit der verschiedenen Fachgebiete (Kinderrheumatologen, Kinderorthopäden, Augenärzten und Physiotherapeuten ,usw.) ist Voraussetzung, um schwere Gelenksdestruktionen und andere Komplikationen verhindern zu können.

Morbus Recklinghausen (Neurofibromatose Typ I)

Was ist das?

Der Morbus Recklinghausen ist eine autosomal dominant vererbte
Erkrankung, bei der sich Neurofibrome (gutartige Bindegewebstumoren) an verschiedenen Stellen im Körper bilden.

Typisch für diese Erkrankung sind die sog. Cafè-au-lait Flecken. Das sind hellbraune Hyperpigmentierungen der Haut.

Neben Manifestationen an der Haut, können Neurofibrome auch am Auge und im Nervensystem entstehen.

Orthopädische Probleme bei Morbus Recklinghausen:

• Skoliosen und Kyphosen: Wirbelsäulenverkrümmungen auf Grund von Wirbelfehlwachstum

• Beinlängendifferenz: Einseitige Wachstumsstimulierung kann zur Verlängerung eines Beines führen

• Kongenitale Tibiapseudarthrose: angeborene Knochenbildungsstörung im unteren Bereich der Tibia (Unterschenkelknochen).

Osteomyelitis

Was ist das?

Eine Osteomyelitis ist eine bakterielle Infektion des Knochen und des Knochenmarks.

Wie kommt es dazu?

Diese Infektion kann entweder durch in der Blutbahn zirkulierende Bakterien oder von außen (durch Unfälle oder nach Operationen) eingebrachte Keime, welche sich im Knochengewebe ansiedeln, entstehen.

Außerdem kann man zwischen akuten, primär chronischen und speziellen Knochenmarksentzündungen unterscheiden.

Symptome

• Die Kinder sind müde, schwach und machen einen kranken Eindruck.
• Fieber (dieses Symptom kann im 1. Lebensjahr fehlen)
• lokale Schwellung, Rötung und Schmerzhaftigkeit
• Bewegungseinschränkung des entzündeten Bereiches

Diagnose

Neben der klinischen Untersuchung ist eine Abklärung mittels Blutlabor, Blutkultur, Röntgen, MRT und ev. Szintigraphie angezeigt.

Behandlung

Antibiotikatherapie:

Abgestimmt auf den Keim (dieser kann nicht immer nachgewiesen werden), muss das Antibiotikum über mehrere Wochen (zuerst über Infusionen, dann in Tablettenform) verabreicht werden.

Operative Behandlung:

Hat sich bereits eine Eiteransammlung oder abgestorbenes Knochengewebe gebildet, ist eine Antibiotikatherapie alleine nicht mehr ausreichend. Das betroffene Areal muss chirurgisch entfernt bzw. entlastet werden.
Im speziellen Fall der eitrigen Gelenksentzündung beim Säugling darf auf keinen Fall die chirurgische Sanierung zugewartet werden, um schwere Gelenkszerstörungen zu vermeiden.

Down Syndrom (Trisomie 21)

Die orthopädischen Probleme, die das Down Syndrom mit sich bringt, entstehen durch eine vermehrte Bindegewebslaxizität.

• Patellainstabilität (Kniescheibeninstabilität)

Sollte es trotz physiotherapeutische Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur zu einer habituellen Patellaluxation („Ausrenken“ der Kniescheibe) kommen, ist eine chirurgische Behandlung anzuraten.

• Genua valga (X-Beine)

Wenn es zu einer X-Bein-Fehlstellung kommt, kann diese im Wachstumsalter mittels wachstumslenkendem Eingriff gut korrigiert werden.
Nach Wachstumsfugenschluss ist zur Korrektur eine Osteotomie (Durchtrennung des Knochens) notwendig.

• Knickplattfuß

Der Knickplattfuß kommt bei der Trisomie 21 sehr häufig vor.
Sollte dieser asymptomatisch (ohne Beschwerden) sein, ist eine
Behandlung mit Einlagen ausreichend.
Bei Beschwerden ist eine entsprechende operative Korrektur in Erwägung zu ziehen.

• Hallux valgus

Auch die Entstehung eines Hallux valgus (Frostballen der Großzehe) tritt wegen der lockeren Bindegewebsstruktur vermehrt auf.

• Skoliose

Bei ca. 50% der Patienten mit Trisomie 21 entsteht eine Skoliose.
In den meisten Fällen kann diese konservativ (nicht operativ) behandelt werden.

• Atlantoaxiale Instabilität

In ca. 15% der Fälle kommt es durch die erhöhte Laxizität der Bänder
zu einer Instabilität im Bereich des ersten und zweiten Halswirbels.

Dies birgt die Gefahr einer Myelopathie (Schädigung des Rückenmarks).
Eine Abklärung mittels Bildgebung sollte dabei nicht verabsäumt werden

• Spondylolisthese (Wirbelgleiten)

Ein Wirbelgleiten tritt bei Patienten mit Trisomie 21 gehäuft auf.
Um rechtzeitig eine gezielte physiotherapeutische Behandlung zu beginnen, muss dies mittels klinischer Untersuchung und Röntgendiagnostik abgeklärt werden.

• Das Hüftgelenk beim Morbus Down

Zum einen kommt es gehäuft zur sog. Hüftdysplasie (verminderte Überdachung des Hüftkopfes durch die Gelenkspfanne).
Durch das lockere Bindegewebe kann es dabei zu einer Subluxation (unvollständige Ausrenkung) oder Luxation (vollständige Ausrenkung) des Hüftkopfes aus der Hüftgelenkspfanne kommen.

Zum anderen ist beim Morbus Down das Risiko für einen „Hüftkopfabrutsch“ (Epiphyseolysis capitis femoris) im Wachstumsalter erhöht.

Marfan Syndrom

Was ist das?

Das Marfan-Syndrom ist eine autosomal-dominant vererbte Krankheit des Bindegewebes.
Dadurch kommt es zu einer Hyperlaxizität (vermehrter Dehnbarkeit) der Gelenke.

Merkmale

Neben sehr langen Fingern (Arachnodaktylie) sind überproportional längere Arme und Beine ein Merkmal des Marfan Syndroms.

Weiter orthopädische Krankheitsbilder bei Marfan Syndrom:

• Skoliose (nur) ca. 1/3 braucht Mieder oder OP
• Spondylolisthese gehäuft im Vergleich zur Normalbevölkerung
• Atlantoaxiale Instabilität ca. 20%, selten klinische Probleme
• Knick-Senk-Füße > 50%
• Streckdefizit Ellbogen
• Protrusio Acetabuli zu tiefe Hüftpfanne

Wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird, kann das Längenwachstum der Beine gebremst werden
(siehe Wachstumslenkung bei Beinlängendifferenz).


Achondroplasie

Was ist das?

Achondroplasie ist eine vererbte oder durch Spontanmutation auftretende Erkrankung, bei der es zu einer Störung des Knochenwachstums im Sinne eines sog. dysproportionierten Kleinwuchses kommt.

Merkmale
  • kurze Oberarm-, und Oberschenkelknochen
  • typische Beckenform
  • langes Wadenbein
  • Genua vara (O-Beine)
  • Spinalstenose
  • Hyperlordose
  • usw.
Behandlung

Kommt es im Laufe der Entwicklung zu einer behandlungsbedürftigen Veränderung, wie zum Beispiel einer Verengung an der oberen Halswirbelsäule oder zu einer Kyphose (Rundrückenbildung), ist es wichtig, diese rechtzeitig zu erkennen, um eine entsprechende Therapie in die Wege zu leiten.

Abhängig vom Wunsch des Patienten, ist auch eine Beinverlängerung möglich, gegebenenfalls gemeinsam mit der Korrektur einer O-Bein-Fehlstellung.

Da neben orthopädischen Belangen auch andere medizinische Problem auftreten können, sind regelmäßige kinderärztliche Kontrollen durchzuführen.
Durch spezielle Wachstumskurven für Kinder mit Achondroplasie können Wachstum und Entwicklungsmeilensteine überwacht werden.

Osteogenesis Imperfekta

Was ist das?

Es handelt sich dabei um eine angeborene Kollagenreifungsstörung die
zu einer abnormen Knochenbrüchigkeit führt.
Die Erkrankung wird in 7 Gruppen unterteilt, die sich in ihrer Ausprägung und in ihrem Erscheinungsbild unterscheiden.

Merkmale
  • Knochenbrüchigkeit, Osteoporose
  • blaue Skleren
  • Kleinwuchs
  • Verbiegung der Knochen
  • Bandlaxizität
  • Skoliosen
  • Schwerhörigkeit
  • usw.
Behandlung

Die abnorme Knochenbrüchigkeit kann bereits im Kleinkindesalter mit
Bisphosphonaten (zB.: Aredia) behandelt werden.

Die teilweise ausgeprägte Verbiegung der Röhrenknochen kann mit
Teleskopmarknägeln stabilisiert werden.

Skelettdysplasien

Multiple Epiphysäre Dysplasie

Was ist das?

Es handelt sich dabei um eine angeborene Störung der Epiphysenbildung. Die Epiphyse ist das gelenksbildende Ende der Röhrenknochen.

Je nach Ausprägung unterscheidet man drei Formen:

lokalisierte Form: M. Meyer - hier sind nur die Hüftköpfe betroffen
milde Form: M. Ribbing - neben den Hüften sind auch Finger und Zehen betroffen
schwere Form: M. Fairbank – generalisiertes Auftreten

Ist neben den Epiphysen auch die Wirbelsäule von Veränderungen betroffen, spricht man von der sog. Spondyloepiphysären Dysplasie.

Behandlung

Durch eine eingehende klinische Untersuchung und die Anfertigung entsprechender Röntgenbilder kann in den meisten Fällen die Diagnose gestellt werden. Manchmal ist dazu auch eine genetische Untersuchung nötig.
Neben Kleinwuchs kann es bei der Multiplen Epiphysären Dysplasie zu frühzeitigen Gelenksabnützungen kommen.
Manchmal kann durch sog. Umstellungsosteotomien (Korrektur der Gelenksstellung durch Knochendurchtrennung) eine Verbesserung der Problematik erreicht werden.

Kleinwuchs

Was ist das?

Von Kleinwuchs spricht man, wenn die Körpergröße eines Kindes unter der 3. Perzentile (Referenzkurve zur Durchschnittsbevölkerung) liegt.
Nach Wachstumsabschluss gelten Frauen unter 155 cm und Männer unter 168 cm als kleinwüchsig.

Wie kommt es dazu?

Neben Hormonellen- und Stoffwechselstörungen sind häufig genetische Veränderungen für Kleinwuchs verantwortlich:

- Achondroplasie
- Hypochondroplasie
- Silver-Russell-Syndrom
- Down-Syndrom
- Turner Syndrom
- familiärer Minderwuchs
- usw.

Behandlung

Da die Therapie mit Wachstumshormonen nur für wenige Indikationen (Heilanzeigen von Erkrankungen) zugelassen ist und bei den meisten skeletalen Wachstumsstörungen nicht wirksam ist, stellt die Behandlung mittels Beinverlängerung eine sehr gute Option dar.

Hochwuchs

Was ist das?

Beim Hochwuchs handelt es sich um ein zumeist genetisch bedingtes, vermehrtes Längenwachstum.

Frauen mit einer Körpergröße über 180 cm und Männer über 192 cm gelten als hochwüchsig.

Behandlung

Durch die Gabe von Geschlechtshormonen kann die Pubertät vorzeitig herbeigeführt werden, was zu einem frühzeitigen Wachstumsfugenschluss führt.

Da eine Hormontherapie mit Nebenwirkungen verbunden sein kann und nur bis zu einem bestimmten Alter sinnvoll ist, sollte diese Therapie nur von Experten (z.B.: Endokrinologen) durchgeführt werden.

Der chirurgisch durchgeführte Stopp der Wachstumsfugen im Bereich des Kniegelenkes stellt als schonender, minimalinvasiver Eingriff ein sehr gute Alternative zur Hormontherapie dar.